Lot: 423

83. Tribal Art Auktion

Karyatidenhocker "kihona"

D. R. Kongo, Luba

Provenance Size Starting price / estimated price
Loudmer-Poulain, Paris, 16 December 1978, lot 71
Alain de Monbrison, Paris, France
Joachim & Alice Brinkmann, Munich, Germany
H: 46,5 cm This object is not available anymore.

Holz, dunkelbraune Patina, Pigmentreste, weibliche Trägerfigur, das Gesicht mit zurückspringendem Kinn nach unten gewandt, typische Frisur mit schwergewichtigem Dutt am Hinterkopf, der akzentuierte Nabel von erhabenen Skarifikationen umgeben, die sich rund um die Leibesmitte bis auf den Rücken hinziehen, leicht eingewölbte Sitzfläche mit reliefplastisch verziertem Rand, min. best. (Rand der Sitzfläche), Farbabplatzungen, Fehlstellen durch Insektenfrass (Beine, Füße, Bodenplatte), Risse (Sitzfläche, rechte Körperseite), Sockel;
Karyatidenhocker der Luba wurden nur selten wirklich als Thron, bzw. Sitzgelegenheit benutzt. In erster Linie waren sie Abzeichen höchster königlicher Macht und Autorität und wichtigste Insignie eines Königs oder Stammesfürsten. Sie waren von so großer Bedeutung, dass sie außerhalb der herrschaftlichen Wohnstätte an einem geheimen Ort aufbewahrt wurden. Die Hocker sind stets in weiblicher Form dargestellt, denn Macht wurde bei den Luba sowohl männlich als auch weiblich definiert, beide Komponenten sollten zwecks höchster Effektivität stets zusammenwirken. Neben ihrer Rolle als wichtigste Insignie königlicher Macht hatten die Hocker metaphorische Bedeutung, indem sie als Gedächtnisstütze dienten, zur Erinnerung an Schlüsselereignisse in der Geschichte der Luba. Dazu dienten die verwendeten Skarifikationsmale, die für die Luba eine Art Inschrift darstellen. Die Muster sind Träger bestimmter Informationen und Erinnerungen, biografische Spuren individueller Personen.


Wilhelm, Raymonde, Le Guidargus de l'Art Primitif, Paris 1985, p. 187