Bildgewaltig und weltumspannend

500 Lose aus dem Besitz namhafter Sammler und angesehener Experten.

Seltene, alte Gedenkfigur eines Königs "fon", 
Kameruner Grasland, Bangwa, Fontem Valley
Spätes 19. Jahrhundert
H 99 cm

Bildgewaltig und weltumspannend präsentiert sich die 81. Tribal Art Auktion bei Zemanek-Münster am 31.Oktober in Würzburg, darunter mit bedeutenden Figuren und Masken aus Afrika, Australien, Asien und Ozeanien aus dem Besitz namhafter Sammler und angesehener Experten.

Afrika

Toplos der Afrika-Sparte ist eine seltene Gedenkfigur aus dem späten 19. Jh (Los 392).

 

Nur zwei weitere Werke dieses Meisters / seiner Werkstatt aus der Region Fontem Valley im Südosten Kameruns sind bisher bekannt: eines aus der Sammlung Roland Tual , das Dubreuil-Portier bereits 1930 in Paris versteigerte, sowie ein Werk aus der Auktion von Cornette de Saint Cyr im April 2007 in Paris. Stilistisch und in der expressiven Mimik am nächsten aber kommt sie der Lefem-Figur, welche Christie’s im Dezember 1998 auktionierte.

Bestechend die überaus virtuose Körperhaltung mit prononciert vorgeneigten Schultern und einem in der Bauchzone extrem stark eingezogenen Torso, was der Figur eine beispiellose Dynamik und Lebendigkeit verleiht, die vom Schnitzer meisterhaft umgesetzt wurde.

Ihre Provenienzgeschichte reicht bis in die koloniale Zeit Kameruns zurück; später gelangte sie in die Sammlung des deutschen Publizisten Dr. Phil. Heinrich Vorwahl nach Hamburg / Quakenbrück und befindet sich bis heute in Familienbesitz.

Legendär Man Ray’s „Bangwa Queen“ aus dem Musée Dapper (Paris), die er in den 1930ern fotografisch zur Ikone stilisierte . Noch heute zählt sie zu den höchst dotierten Meisterwerken afrikanischer Kunst.

 

Weit zurück reicht auch die Sammlungsgeschichte der 50 cm großen „nkisi“ Zauberfigur der Bakongo (Los 424) mit noch komplett erhaltener magischer Ladung in Bauch und Rücken.

Wie beseelt und mit Leben erfüllt scheint sie dem Betrachter selbstbewusst bittend entgegenzutreten. 1929 von Wilhelm Voss (Wuppertal) erworben, gelangte sie in den 1930ern zunächst in eine holländische, später dann englische Sammlung und kehrte 1987 nach Deutschland in die Sammlung des Malers, Grafikers und Objektkünstlers Gerd Hanebeck in Wuppertal zurück, dessen gesamtes Schaffenswerk von den Kulturen und Riten Westafrikas geradezu durchdrungen ist.

 

Eine ebenso eindrucksvolle „nkisi“ Figur der Songe / Tetela (Los 495) besticht durch ihren übergroßen, schwergewichtigen Kopf, dessen Mundpartie ungewöhnlich massig gearbeitet ist, und mit der dreieckig abgeflachten Nase zu einer Einheit verschmilzt. Obwohl nur fragmentarisch erhalten (Beine fehlen) misst die Skulptur immer noch 75 cm; deutlich sichtbar auch die magischen Ladungen an Kopf und Schultern.

 

Aus der Kolonialsammlung Anton Handl (1875-1954), der von 1903 bis 1909 als bayerischer Stabsarzt der Kameruner Schutztruppen in Ebolowa in Südwestkamerun angestellt war, stammen mächtige Kamerun-Masken (Lose 376, 377, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 385, 386, 387, 388, 389, 390 und 391)

 

Weitere beachtenswerte Afrika-Stücke dieser Auktion kommen aus Schweizer Privatsammlungen, vormals Emil Storrer (Zürich).

 

Von den Dogon eine "schwitzende" stehende Figur (Los 187) (ex. Charles Ratton, Paris; Témoin, Genf; Emil Storrer, Zürich), sowie der figürliche Deckelaufsatz eines Ritualgefäßes (Los 186), ausgestellt 1995 im Rietberg Museum Zürich, in »Die Kunst der Dogon« – der ersten zentralen Ausstellungen zum Thema Dogon überhaupt.

 

Ebenfalls Storrer-Provenienzen verzeichnen zwei männliche Baule-Figuren (Los 211) / (Los 212), beide mit sehr gefälligen, fein ausgearbeiteten Haar- und Kinnbartfrisuren sowie markanten Skarifikationen an Hals, Bauch und Rücken.

 

Keinerlei rituelle oder magische Bedeutung haben bei den Senufo und Guro die Webrollenhalter: ein besonders formschönes Stück, geschaffen aus reiner Freude an schönen Dingen, zeigt einen anthropomorphen Kopf mit komplett erhaltener Spule und Querholz, Sammlung Storrer, Zürich (Los 241).



Mehr als 500 Objekte umfasst die Auktionsofferte, darunter auch zahlreiches Kleinfigürliches, wie Elfenbein- und Gelbgussminiaturen aus Westafrika, Netsuke aus Japan und miniaturhafte Schnitzwerke von den Inuit.

Japanische Netsuke

»Dressed to impress: Netsuke and Japanes men’s fashion« titelte 2014 das British Museum seine Ausstellung, und präsentierte aus seinem weit über 2000 Kunstwerke umfassenden Netsuke-Bestand rund 100 meisterhaft geschnitzte Elfenbein-Miniaturen aus Edo, dem heutigen Tokio.

Aus einer deutschen Privatsammlung kommen 25 traditionelle Netsuke (Lose 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39 und 40), darunter sehr kunstfertig und facettenreich gearbeitete Masken-Netsuke aus Holz und Elfenbein mit Darstellungen aus dem bei der damaligen Aristokratie sehr beliebten NÔ-Theater.

Besonders hinreißend und wirkungsvoll gibt sich die nur 3,2 cm kleine Elfenbeinfigurengruppe: ein Flöte spielender Junge, der auf dem Rücken eines Stiers reitet (Los 42). Dieses Netsuke-Werk aus dem 19. Jahrhundert (oder früher) besticht durch eine sehr genaue Naturbeobachtung des Schnitzers und minutiöse Pflege des Details.

Australien und Ozeanen

Eine Renaissance der Wertschätzung erfährt seit geraumer Zeit die traditionelle Kunst der Aborigines: In den 1980ern in den Rang der Fine Art aufgenommen, tritt neben der künstlerischen Qualität nun auch Symbolik und Ikonographie des Dargestellten in den Vordergrund der Bewertung, und damit der kulturelle Kontext eines einzelnen Werkes.

Feinste Haptik des Materials und hohe Sensibilität in der malerischen Umsetzung zeichnen die Rinden-Malereien aus dem westlichen Arnhemland aus. 1960/61 in Sydney erworben, zeigen sie verschiedene Fischdarstellungen im sog. „Röntgenstil“, darunter einen besonders fein gezeichneten mythologischen Barramundi (Los 115), der der Legende nach von der Regenbogenschlange Ngalyod und dem Riesen Luma Luma in den fischlosen Gewässern des westlichen Arnhemland ausgesetzt wurde (mit Sammlungsnummer versehen).

Einen Schwerpunkt in der Sparte Australien bilden diesmal „Tjuringas“ – die „Heiligen Tafeln“ der Aborigines – sowie Bumerangs und Speerschleudern aus verschiedenen amerikanischen, britischen, australischen und deutschen Sammlungen.
Aus einer englischen Sammlung stammt das Parierschild, das aufwändig geformt, reich beschnitzt und farbig gefaßt ist (Los 123).

Präkolumbien

In der Sparte Präkolumbien kommen 12 sehr gut erhaltene Keramiken zum Aufruf: aus einer Berliner Privatsammlung drei bemalte Doppelausgussgefäße der Nazca-Kultur in Peru (Lose 160 bis 162).

Samurai-Rüstungen der Edo-Zeit

Eindrucksvoll und geradezu eingekreist von den klassischen aggressiv-machtvollen Masken des Cross-River präsentieren sich zwei prächtige Samurai-Rüstungen aus der Edo-Zeit (1603-1868) (Lose 44, 45). Bildgewaltig in der Wirkung sprechen sie nicht nur dieselbe archaische Sprache wie die Schutz- und Powerfiguren Afrikas. Hier wie da werden soziale Rangstufen und Machtsymbole sichtbar gemacht. So legten gerade hochrangige Samurai besonders Wert auf unverkennbar individuelle Merkmale vor allem beim Helm. Er sollte einen hohen Wiedererkennungswert haben, weshalb die Helmverzierungen wie hier äußerst phantasievoll sein konnten.