Lot: 375

97. Auktion

Seltene weibliche Figur der Bemba

Sambia / D. R. Kongo, Bemba

Provenance Size Starting price / estimated price
Old British Collection H: 50,5 cm This object is not available anymore.

Holz, satte matt glänzende Patina, Fehlstellen, Risse, Sockel

Es wird angenommen, daß die Bemba ursprünglich aus Maniema im Norden stammen. Sie sind vermutlich noch vor dem 17. Jahrhundert in ihre heutige Heimat im südöstlichen Kongo an die Ufer der Seen Mweru und Tanganjika und ins angrenzende Sambia eingewandert, wo heute der größte Teil der Ethnie um die Stadt Kasama lebt.

Zunächst in Allianz mit den Lunda und nach Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Sklavenhändler Msiri gelang es ihnen ein großes Reich aufzubauen. Ständige kriegerische Auseinandersetzungen mit der konkurrierenden Allianz aus Nyamwesi und Arabern und später das Ende des Sklavenhandels führten zu ihrem Niedergang, der durch ihre Aufsplitterung im Zuge der kolonialen Umsiedlungspolitik im 20. Jahrhundert besiegelt wurde.

Die Kunst der Bemba zeigt große Ähnlichkeit mit der ihrer Nachbarn, den Tabwa und Rungu, die wie sie im Grenzgebiet zwischen Kongo und Sambia leben. Des Weiteren läßt sich ein starker Einfluß der Luba und eine gewisse Verwandschaft mit den Fipa und Nyamwesi feststellen.

Durch diese kulturellen Verflechtungen und ihre Aufsplitterung ist die Kunst der Bemba heute schwer fassbar und es ist nur wenig über sie bekannt.

Bei vorliegender Figur handelt es sich vermutlich um eine weibliche Ahnenfigur, wohl eine Klan-Mutter. Die ausgezehrten Brüste verweisen auf eine ältere Frau, die bereits vielen Kindern das Leben geschenkt hat. Ahnenfiguren befanden sich im Besitz der Klan-Führer und waren Symbol für ihre Autorität und Macht, die sich aus ihrer Abstammung ableitete. Schutz und Fürsorge der Ahnen wurden durch die "bushumbu"- Gesellschaft gewährleistet. Die Ahnen galten als Hüter der Fruchtbarkeit. Sie wachten über die Nachkommen und konnten Unglück bringen, wenn sie nicht gebührend verehrt und beopfert wurden.

Geometrische Skarifikationen an Bauch und Rücken dieser Figur kennzeichnen ihren Rang und Status. Die in einer Linie vom Mund zu den Ohren verlaufende Gesichtsskarifikation ist laut Felix charakteristisch für ältere, aus dem 19. Jahrhundert stammende Figuren der Bemba (Felix,1987, S. 8).

Vergleichbare Figuren publiziert bei Van Dyke, 2008, S. 227, Kat. no. 115 und bei Herreman & Lasansky, 2006, S. 31, ill. 14.

Zusatz:

Weitere Recherchen führten uns zu einer männlichen Figur aus der Sammlung Jay C. Leff (1925-2000), die 1975 als Los 42 bei Sotheby Parke Bernet versteigert wurde (vgl. AHDRC 0042394). Große stilistische Übereinstimmungen mit der vorliegenden weiblichen Figur legen nahe, daß beide Werke von einer Hand stammen und möglicherweise einst als Figurenpaar geschaffen wurden.

Die Figuren sind nach heutiger Erkenntnis den Bemba zuzuordnen, wobei sie stilistisch eine große Nähe zu der Kunst der benachbarten Tabwa aufweisen und die männliche Figur 1975 auch noch den "Batabwa" zugewiesen wurde.

Zeitlich lassen sie sich in das 19. Jahrhundert verorten, und somit in die Blütezeit des einst mächtigen Reiches am Tanganyikasee.


Sotheby Parke Bernet, New York, "Important African, Oceanic and Pre-Columbian Art, Property of Jay C. Leff", 10/11 October 1975, Lot 42 (cf. AHDRC 0042394) Schädler, Karl-Ferdinand, Lexikon Afrikanische Kunst und Kultur, München, Berlin 1994, p. 69 f. Fel