Lot: 154

98. Auktion

Weibliche Stabmarionette "merekun"

Mali, Bamana / Bozo

Provenance Size Starting price / estimated price
Van Lier Collection
Isaac Schenkein, Brussels, Belgium
Saint Germain en Laye, Paris, 23 June 1997, Lot 14

Mr Isaac Schenkein, a medical doctor started in ca. 1992 with collecting African art (according AHDRC).
H: 85 cm This object is not available anymore.

Holz, 4-tlg., Metall, Schnurmaterial, Sockel

Nach mündlicher Überlieferung soll das Marionettentheater "sogo bò" auf Fischer der Bozo zurückgehen. Schriftliche Quellen (Tagebuch von Paul Soleillet, 1878-79) belegen seinen Ursprung in vorkolonialer Zeit. Im 19. Jahrhundert wurde das Marionettenspiel von den Bamana aus Segou adaptiert und zu neuer Blüte gebracht.

Masken aus Stroh und Stoff, die auch heute noch bei Tanzveranstaltungen auftreten und als älteste Charaktere angesehen werden, sollen auf die Fischer der Bozo zurückgehen. Die großen Stabmarionetten aus Holz dagegen, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den Schmieden der Bamana "entwickelt" und hergestellt. Sie wurden im Laufe der Zeit von Fischern und Ackerbauern gleichermaßen verwendet. Ihr skulpturaler Stil ist identisch, unterscheidendes Kriterium ist, ob die Marionetten bei einer Feldbauern- oder einer Fischer-Darbietung eingesetzt werden. Jede Gruppe nimmt für sich einen anderen Sing-, Tanz- und Musikstil in Anspruch.

"Sogo bò" ist eng mit den Bünden der Jugend verknüpft und steht unter der Schirmherrschaft des "kamalen ton", dem Bund der Jungen aus einem Dorf. Das Marionettentheater dient der Unterhaltung "nyènajè". Die Auftritte der Puppen sollen komisch sein und das Publikum zum Lachen bringen. Zugleich aber ist das Theater ein wichtiges Instrument der Wissenvermittlung, das jungen Männern und Frauen besondere Kenntnisse und Verhaltensregeln lehren und ihnen gleichzeitig Anstoß sein soll, über Ansichten und Wertvorstellungen ihrer Gemeinschaft kritisch und zeitgemäss nachzudenken.

Für die Puppenspiele wird eine kleine mobile Bühne mit Tüchern oder Gräsern bedeckt, die die Männer im Inneren verbergen. Oben ragen die Marionetten mit beweglichen Köpfen und Armen heraus, die sich drehen und tanzen können.

Der Name des Theaters "sogo bò" bedeutet "Die Tiere kommen hervor". Denn noch im späten 20. Jahrhundert machten Masken von Buschtieren etwa zwei Drittel des Maskenrepertoires der "sogo bò" Aufführungen aus.


Colleyn, Jean Paul (Hg.), Bamana, Zürich 2001, p. 77 f. Dagan, Esther A., Emotions in Motion, Canada 1990, p. 137