Lot: 170

85. Tribal Art Auktion

Großfigurige Schalenträgerin, um 1910

Côte d'Ivoire, Baule

Provenance Size Starting price / estimated price
Piasa, Paris, 26 March 2010, lot 250
French Private Collection, Paris
H: 140,5 cm This object is not available anymore.

Holz, matt glänzende braun-schwarze Patina, symmetrisch angelegte, jeweils im rechten Winkel neben dem Kopf emporgreifende Arme, links ein Gefäß auf dem Kopf haltend, rechts wohl ehemals einen Speer oder Stab haltend, erhabene Skarifikationsmale, best., kleinere Fehlstellen (Gefäßrand, rechte Hand), Risse (stellenweise Holz wiedereingesetzt/mit Masse verstrichen), rep. (Bruchstellen: beide Oberarme/Basis - hier mit Nägeln fixiert), Farbabrieb, Verwitterungsspuren (Basis);
vorliegende Figur war ursprünglich mit größter Wahrscheinlichkeit Teil eines Figurenpaares. Aufgrund stilistischer Gemeinsamkeiten (Gesichtszüge, Frisur, Körperbildung und v. a. Haltung) kann sie dem gleichen Meister zugeschrieben werden, wie ein vollständiges Figurenpaar, das 2009 bei Christie's in Paris als Lot 22 zum Aufruf kam. Dieses Paar befand sich einst im Besitz des surrealistischen Malers André Breton und wurde 1927 von Félix Fénéon (Literatur- und Kunstkritiker, sowie späterem Kunsthändler und Sammler) in Paris erworben. Gerade im Kontext der Moderne und ihrer Entwicklungsgeschichte in Frankreich spielen die Werke von unbekannten Künstlern der Elfenbeinküste eine wichtige Rolle. Sie befanden sich in allen wichtigen Künstlersammlungen der damaligen Zeit und dienten als Quelle der Inspriation.
Ungewöhnlich für Skulptur der Baule ist, dass die Figuren Gefäße auf dem Kopf tragen, die daraus resultierende Armhaltung und vor allem auch ihre Größe. Alain-Michel Boyer verortete die Christie's Figuren ins nördliche Baule-Land, ordnete sie Untergruppen (Fari, Mamela, Satikran, Tagbana) zu, die in engem Kontakt zu den Senufo standen. Er glaubt, dass es sich "zweifellos" um Darstellungen von Buschgeistern "asie usu" handelt, die Eigentum eines Wahrsagers "komyen fwe" waren, der solche Figuren für Wahrsage- und Besessenheitsrituale verwendete. Dafür seien vor allem die Größe der Figuren und die Darstellung als Paar Indizien, denn "blolo" Figuren (= Partner aus dem Jenseits) seien stets kleinformatig und stets als Einzelfiguren ausgeführt.


Compare: Christie's Paris, 4 Décembre 2009, lot 22