Lot: 287

101. Auktion

Gedenkfigur einer königlichen Frau mit Kind ("Maternité")

Kameruner Grasland, Bamileke

Provenance Size Starting price / estimated price
Canadian Private Collection H: 69 cm 25000 EUR
plus 27 % commission, VAT, transport and insurance

Holz, schwarzes Pigment, rest.

Der Künstler verwendet drängende Formen und offene Räume um eine starke asymmetrische Komposition zu schaffen, in der beide Figuren dynamisch posieren. Er verzichtete auf Naturalismus, um eine kraftvolle, energiegeladene Skulptur zu schaffen.

Eine formal und stilistisch sehr ähnliche Figur publiziert bei Raymond Lecoq, "Les Bamileke, Une Civilisation Africaine", Paris 1953, Fig. 89 (AHDRC 0129538). Eine weitere, aus den Sammlungen des Detroit Institute of Arts, publiziert im AHDRC 0010354.

Im Kameruner Grasland gaben viele Häuptlinge und Könige für ihre Paläste Skulpturen in Auftrag, die Mutter und Kind darstellen. Sie repräsentieren in der Regel Königsmütter oder Ehefrauen des regierenden Königs. In einigen Königreichen werden die Einführungsriten eines Herrschers erst dann abgeschlossen, wenn eine seiner Frauen ein Kind zur Welt gebracht hat. Denn der König oder Häuptling, der die Vorfahren repräsentiert, muss als mächtig angesehen werden - ein Kind ist seine Legitimation dafür.

In vielen Palästen Kameruns finden sich Mutterfiguren zum Gedenken an königliche Frauen, einige mit Namen, andere ohne. Eine berühmte "maternité" der Bamilke wurde von Kwayep von Bamane geschnitzt, um der Geburt des ersten Kindes von König N'Jike zu gedenken (ca. 1912) (Abb. bei Cole, 2017, S. 168, Fig. 138). Bei dieser Skulptur handelt es sich zweifelsohne um ein Porträt, wenn auch nicht nach unserem westlichen Verständnis. Die Einheimischen wußten einfach, daß die Figur an diese bestimmte Frau erinnern sollte.

Bei wichtigen Anlässen wie der Amtseinführung des Königs, den jährlichen Festen und Begräbnissen wurden die Gedenkfiguren des höfischen Gefolges öffentlich ausgestellt.

Auch an den prachtvoll skulptural gestalteten Pfosten und Türrahmen der Palasthäuser finden sich Mutter-und-Kind-Figuren. Eine Fotografie aus dem Jahr 1925 zeigt König Pokam von Baham in Bamileke, eingerahmt in sein Portal-Ensemble - ein ausgeklügeltes Programm historischer Begebenheiten, das in einer Art episodischer Erzählung dargestellt ist (Cole, 2017, S. 169, Fig. 139).


Raymond Lecoq, "Les Bamileke, Une Civilisation Africaine", Paris 1953, fig. 89 Cole, Herbert M., Maternity, Brussels 2017, p. 168 f.