Afrika, Ozeanien, Japan

Die Afrika und Japan Sammlung Dr. Werner Zintl - 26. März 2022 in Würzburg

Auktion in Würzburg:
Samstag, 26. März 2022 — 14 Uhr

Bitte beachten Sie aktuelle Änderungen der Coronabestimmungen.

Vorbesichtigung in Würzburg:
21. bis 25. März von 10 bis 17 Uhr
und nach Vereinbarung

Werke Afrikas aus der Kunstsammlung Dr. Werner Zintl (1938-2020)

Es brauchte schon das Glück auf seiner Seite, wer in den vergangenen zwei Jahren seine Präsenzauktionen gerade noch rechtzeitig zwischen den langen Lockdowns platziert hatte. Mit unserer Präsenzauktion am 26. März setzen wir erneut darauf, und freuen uns in einem eigenen Sonderkatalog Werke aus dem Afrika und Japan Nachlass des 2020 verstorbenen Sammlers, Mediziners und Therapeuten Dr. med. Werner Zintl (1938-2020) präsentieren zu dürfen.

Werner Zintl – ein Künstler im Herzen, der Medizin studierte, weil die Kunsthochschule ihn vertröstete, Therapeut aus Berufung, Freigeist, Sammler. Ein Mensch, der mit Konfrontation arbeitete – sowohl als Therapeut als auch in der Kunst. Der die ganze Bandbreite des Lebens für sich und andere erfahrbar machen wollte, der ausprobierte und andere Perspektiven aufzeigen wollte, immer im Wandel, in Bewegung. Ein Mensch, der Platz brauchte, Platz schaffte, Räume füllte mit seiner Begeisterung, der man sich kaum entziehen konnte. Ein Ästhet, der mit schönen Dingen leben wollte, losgelöst woher sie kamen.

Sein Zuhause, das „Haus am See“, entworfen von Egon Tempel, ist ein “lebendiges Experimentierfeld“, wie es die Familie erzählt, gefüllt mit eigenen und erworbenen Kunstwerken: „lebensgroße Krokodilmasken, Beschneidungsmasken, fantastische Masken, riesige Puppen, die Arme haben, Wegelagerer, an jeder Ecke ein Gesicht und zu jedem Gesicht eine Geschichte. Samurai-Rüstungen, die auf Truhen sitzen, gleich Personen, die darauf warten angezogen zu werden. Unter der Terrasse ein unterirdischer Raum für afrikanische Kunst.“

Yoruba, Nigeria, Ludwig Bretschneider, Sammlung Werner Zintl
Provenienz Ludwig Bretschneider (Foto: Privatarchiv)

Die schiere Größe muss eine Herausforderung für jeden Tänzer dieser polychromen „Epa“-Helmmaske aus der Sammlung Zintl gewesen sein. Sie werden "olomoyeye" oder "eyelashe" genannt, was übersetzt "Besitzerin vieler Kinder" bedeutet, und treten am Ende der großen Maskenfeste auf.

Schon das große Aufgebot von 14 Assistenzfiguren beeindruckt. Es bildet sogleich ein locker durchbrochenes Figurengerüst, das die zentrale Gestalt der Maternité in seinem Zentrum trägt.

"Epa"- Masken mit weiblichen Figuren, die meist eine Mutter mit Kindern zeigen, spiegeln die zentrale Rolle der Frau und ihren hohen sozialen Rang für das Fortbestehen der Gemeinschaft. Hervorgehoben hat der Künstler dies nicht allein durch ihre Größe. Sitzend dargestellt schwebt sie zugleich, denn ihre Füße berühren den Boden nicht. Ob in Ikonographie, Größe, Ausarbeitung oder Erhaltung, es ist ein in jeder Hinsicht prachtvoll anmutendes Werk der Yoruba (Nigeria), dessen Provenienz auf Ludwig Bretschneider, München, verweist.

Idoma, Nigeria, Sammlung Werner Zintl
Hemba, D.R. Kongo, Sammlung Werner Zintl

Massiv, gewichtig, kontrastreich – all das eint die ungewöhnlich große, aus einem Block gearbeitete und unerwartet schwere Idoma-Kopfskulptur. Gesichtszüge und Skarifikationen in Schwarz heben sich effektvoll und überaus kontrastreich vom weiß eingefärbten Gesichtsfeld ab – ein Farbenspiel, das die Expressivität des Kopfes nochmals steigert.

Ein vergleichbares Objekt, ex Charles Benenson Collection, befindet sich seit 2006 in der Yale University Art Gallery, New Haven (Inv. no. 2006.51.146). Werner Zintl mag sie bereits gekannt haben, als er seine Kopfskulptur, ex Lance Entwistle, 2009 erwarb.

 

Es ist eine ikonographisch sehr ungewöhnliche singiti“ Ahnenfigur: Sind weibliche Figuren in vergleichbarer Sitzhaltung bei den Luba üblicherweise mit einer Schale konzipiert, verzichtet der Hemba-Künstler dieser Figur gänzlich darauf. Keine dem Betrachter sich zuwendende Figur, die zeigt, bietet oder präsentiert. Ganz in sich gekehrt ruhen beide Hände sanft auf ihren Oberschenkeln, die Schultern dennoch gestrafft, die Körperhaltung äußerst würdevoll trotz körperlich fordernder Sitzposition. Mit ihren reichen Skarifikationen dürfte sie eine weibliche Ahne von hohem sozialem Rang "singiti" repräsentieren.

Stilistisch kann sie der "Muhona - Nkuvu" Stilregion zugeordnet werden, die Neyt in seinem Standardwerk "La Grande Statuaire Hemba du Zaire" (1977, S. 238) klassifiziert. Eine weibliche Figur derselben Werkstatt wurde am 12. Mai 2007, als Los 415 bei Zemanek-Münster verauktioniert (vgl. AHDRC 0028375).

Mehr als 100 Werke umfasst die Offerte der Sammlung afrikanischer und japanischer Kunst aus dem Nachlass Werner Zintl.