Die Münchner Ibeji Sammlung

Dr. Walter Grasser - Mittler zwischen ernster Wissenschaft und dem Vergnügen der privaten Sammler

Auktion in Würzburg:
Samstag, 6. November 2021 – 14 Uhr

Vorbesichtigung in Würzburg:
2. bis 5. November von 10 bis 17 Uhr
und nach Vereinbarung

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Die MünzenWoche würdigte ihn 2019 zu seinem 80. Geburtstag zurecht als einen „Mittler zwischen Museen, Händlern und Sammlern, als Bindeglied zwischen der „ernsten“ Wissenschaft und dem „Vergnügen der privaten Sammler“ (Matthias Barth vom 22. August 2019). Walter Grasser, Jurist und promovierter Historiker, habe es verstanden Wissenschaftliches populär zu vermitteln, und bei einem weiten Leser- und Hörerkreis die Aufmerksamkeit für antiquarische und im Besonderen numismatische Themen zu wecken. Verheißungsvolle Titel, wie „Antiquitäten als Kapitalanlage“ (1975), „Antiquitäten als Hobby“ (1976) dürften in jeder älteren Sammlerbibliothek zu finden sein.

Erste Kontakte zu Dr. Karl-Ferdinand Schädler fallen in diese Zeit; er führte ihn in die Kunst Afrikas und das Sammeln afrikanischer Werke ein. Die Geschichte der Numismatik aber blieb sein Hauptanliegen. Mit Beiträgen, wie „Afrikanische Skulpturen auf Geldscheinen. Nicht nur Zahlungsmittel, sondern auch interessante Sammelobjekte“, (Kunst&Kontext No. 3, 2012:45) schaffte er es auf verschmitzt-kompetente Weise, sich mit bisweilen trockenen Themen eingehender befassen zu wollen.

Zahlreiche Publikationen und mehr als 300 Aufsätze und Artikel in Tageszeitungen, wie der "Süddeutschen Zeitung" und dem „Münchner Stadtanzeiger“ tragen seine Autorenschaft. Die letzte große, aufwändig bearbeitete Publikation erschien 2015: „Kostbare Manschettenknöpfe. Von Pablo Picasso bis James Bond“, als Mitautor von ihm initiiert und in Zusammenarbeit mit dem Juwelier Franz Hemmerle und Kunsthistoriker Dr. Alexander Eugen Herzog von Württemberg verfasst; 2016 erschien die englische Ausgabe unter dem Titel “Precious Cufflinks: From Pablo Picasso to James Bond - Accessories and Jewellery for Gentlemen Over the Course of Time“.


Walter Grasser war durch sein berufliches und kulturelles Engagement gesellschaftlich bestens vernetzt: Dreißig Jahre, von 1969 bis 1999, lehrte er an der Philosophischen Fakultät der LMU Ludwig-Maximilians-Universität München Numismatik mit Schwerpunkt süddeutsche und bayerische Geld- und Münzgeschichte, und war Sachverständiger für Europäische Münzen des Mittelalters und der Neuzeit. Ab 1975 Stadtdirektor im Direktorium München, wo er bis 1992 die dortige Rechtsabteilung leitete und bis 1998 als rechtskundiger Stadtdirektor im Baureferat die Stadtentwicklung Münchens mitverantwortete. Danach Eröffnung der eigenen Kanzlei.


Zu Walter Grassers engem Freundeskreis zählte Hans-Eckard Steuernagel, Architekt und Kunstsammler aus München:

»Walter Grasser war eine starke Persönlichkeit, ein Mann mit großer intellektueller Neugier an Gesellschaft und ihrer Kultur, so vielseitig interessiert, immer „umtriebig“, geistig lebendig, und alles trotz oder wegen der körperlichen Beeinträchtigung im Alter.
Es war ein persönliches Glück, diesen auch beruflich so bedeutenden Mann kennengelernt zu haben. Als Stadtdirektor in der „großen Zeit“ Münchens unter Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel hat er die Stadtentwicklung mitbestimmt und mitgeprägt!
Wir haben uns über die Liebe zur afrikanischen Kunst kennengelernt. In Erinnerung bleiben unsere vielen „Kaffeestunden“ bei mir am „blauen Kamin“, mit lebendigen Diskussionen über Kultur, Reisen, viel Politik, und natürlich dem so notwendigen „Klatsch und Tratsch“ unserer afrikanischen Sammler-Szene.
In Walter Grasser verliert auch unser „Münchner Sammlerstammtisch Afrika“ einen guten Freund und einen impulsiven, lebensfrohen und neugierigen Menschen.« [Hans-Eckard Steuernagel, München im Juli 2021]

Walter Grasser verstarb wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag. Seine Kunstsammlung lässt tief in das vielseitige Sammler-Interesse blicken; die Ibejis nehmen einen besonderen Stellenwert ein. Sie stammen aus den wichtigsten Zentren der traditionellen Schnitzkunst der Yoruba: Ila Orangun, die Hauptstadt der Igbomina, Abeokuta, Oshogbo und Ekiti. Skulpturen aus dieser Region zählen zum Besten, was die Yoruba auf diesem Gebiet hervorgebracht haben.

Dr. Walter Grasser, 2012 [Photo: I. Barlovic]
Nigeria, Yoruba, Kwara State, Ilorin-Gebiet / Yoruba, Egbe, Walter Grasser

Nigeria, Yoruba, Kwara State, Ilorin-Gebiet / Egbe

Provenienz:
Mallam Abba Kallah, Hausa Händler, Nigeria
Balint B. Denes, Arizona, USA (coll. 1960er)
Zemanek-Münster, 19 September 2009, Lot 286
Walter Grasser, München

Nigeria, Yoruba, Oyo, Igbuke-Stil, Walter Grasser

Nigeria, Yoruba, Oyo, Igbuke-Stil

Provenienz:
Zemanek-Münster, Würzburg, 13 März 2010, Lot 225
Walter Grasser, München

Nigeria, Yoruba, Oyo, Shaki, Walter Grasser

Nigeria, Yoruba, Oyo, Shaki

Provenienz:
Maria Ehrensperger, Schwäbisch Gmünd
Rolf & Christina Miehler, München
Neumeister, München, 10 Juni 2010, Lot 176
Walter Grasser, München

Ibeji, Nigeria, Yoruba, Igbomina, Walter Grasser

Nigeria, Yoruba, Igbomina

Provenienz:
M. Diane, M. Berete Tribal Arts, Bamako-Caura, Mali (2005)
Walter Grasser, München

Ibeji, Nigeria, Yoruba, Igbomina, Esie, Walter Grasser

Nigeria, Yoruba, Igbomina, Dorf Esie

Provenienz:
Gert Stoll, Berchtesgaden
Ernst-Olof Siré, Forchheim
Walter Grasser, München

Ibeji, Nigeria, Yoruba, Igbomina, Walter Grasser

Nigeria, Yoruba, Igbomina

Provenienz:
Walter Grasser, München