Die Tribal Art Sammlung Peter Willborg

Eine Privatsammlung: klein und von hervorragender Qualität

Auktion in Würzburg:
Samstag, 7. März 2020 – 14 Uhr

Vorbesichtigung in Würzburg:
4. bis 6. März von 10 bis 19 Uhr  
7. März von 9 bis 14 Uhr  

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Peter Willborg (1955-2019)

Peter Willborg
Photos: Willborg family

Er fehlt! Seiner Familie, und all denen, die ihn kannten: den Kunstliebhabern, Freunden, und Sammlern antiker Orientteppich weltweit.

Peter Willborg erlag im vergangenen Jahr seinem Krebsleiden im Alter von nur 64 Jahren. Er war ein begnadeter Galerist, Sammler und Antiquitätenhändler in zweiter Generation.

Untrennbar miteinander verbunden sind sein Name und sein enormes Wissen über antike Teppiche. Er galt als einer der weltweit führenden Experten für alte und antike Teppiche aus dem Orient.
In seiner Galerie ‚JP Willborg‘ in der Sibyllegatan 41, Stockholm, zeigte er Teppiche, Läufer und Textilien, die ausschließlich vor 1940 gefertigt wurden; die ältesten Exemplare stammten aus dem 16. Jahrhundert.

Peter Willborgs zweite Passion galt der Kunst Afrikas und Ozeaniens. „Sie macht den Kopf frei, frei von Teppichen“, wie er einmal bemerkte. Beides, Tribal Art, Gemälde und seine antiken Teppiche verwob er eindrucksvoll in seinen Ausstellungen und Publikationen, und schuf so ein Gesamtwerk, das ihm international viel Anerkennung brachte. Bis heute – weit über seinen viel zu frühen Tod hinaus.

Schon Vater Max Willborg (1933-2001) war Tribal Art Händler mit Galerien in Stockholm und London. Einige Jahre lebte die Familie in Rhodesien (heute Simbabwe), wo Peter die Schule besuchte (1969-1973), während sein Vater für das Victoria & Albert Museum in Harare tätig war (1969/70).

Rund 100 Kunstwerke umfasst die Offerte, darunter exzeptionelle Arbeiten der Yombe und Ibibio.

 

 

Sammlung Peter Willborg

Thomas Halling, Sammler und Freund

Meine erste Begegnung mit Peter fand in Stockholm Mitte der 1990er statt.

Ich hatte gerade erst begonnen Yoruba-Kunst zu sammeln und von einem Teppichhändler gehört, der auch mit Stammeskunst handelte, und dessen Vater der in unseren Kreisen bekannte Max Willborg war.

Schon das Eintreten in Peters Galerie war ein Gesamterlebnis! Seine schönen Teppiche, seine ethnographischen Objekte, die Kunst an seinen Wänden! Über allem der Duft von frisch gemahlenem Kaffee aus einem klassischen, wunderbar altmodischen Café gleich nebenan.

Herzlich hieß mich Peter willkommen. Er servierte mir Kaffee und überreichte mir eine Einladungskarte zu seiner bevorstehenden Ausstellung.

Dieser Besuch hat mein Leben verändert!

Peter hatte kurz zuvor eine große Sammlung von Yoruba-Objekten vom venezolanischen Botschafter Otmaro Silva gekauft, der zuvor in Lagos (Nigeria) stationiert war. Dank Peters Großzügigkeit in Raten zahlen zu dürfen, erwarb ich Teile dieser Sammlung, die zum Grundstein meiner zukünftigen Entwicklung als Sammler werden sollte.

Mehrere Ausstellungen sollten folgen, unvergesslich die phantastische „Chahâr Mahal va Bakhtiâri“ von 2002.

Mehr und mehr wurde mir bewusst, was für einen charaktervollen Menschen ich in Peter kennen gelernt hatte, wie viele Leute er kannte und auf welch‘ hohem Niveau er tätig war. Er hatte Kunden und Kontakte auf der ganzen Welt.

Ihn in seiner Galerie zu besuchen, wurde zu einer Lieblingsbeschäftigung, aus der sich ganz allmählich eine Freundschaft entwickelte. Mit unseren gemeinsamen Freunden Jon Karlsson und Folke Wickman luden wir uns abwechselnd zu afrikanischen Abenden ein, wobei der Gastgeber für das Essen, die Gäste für den Wein sorgten! Der Abend wurde zur Nacht, und oft wurden Geschäfte weit nach Mitternacht abgeschlossen. So viele interessante Gespräche, so leckeres Essen, so gute Gesellschaft!

In Peters schönem Haus lernte ich seine Familie kennen. Wie stolz er auf seine Tochter Donya war, war nicht zu übersehen. Es macht mich traurig, dass diese Zusammenkünfte nun, da Peter gestorben ist, Geschichte sind. Aber Peters Familie und seine Mitarbeiter tun alles, was sie können, um seinen Geist und seinen Sinn für Qualität zu bewahren. Und sie kriegen es wirklich gut hin.

Bei meinem letzten Aufenthalt in Stockholm, besuchte ich die Galerie und ich war berührt davon, wie stark man Peters Anwesenheit in den Räumen noch immer spüren kann.

Welch ein Trost!

Peter, wir vermissen dich.

 

 

Sammlung Peter Willborg

Peter, mein Freund,

1972 traf ich auf einer meiner ersten Reisen nach London, und um an einer Christie‘s-Auktion teilzunehmen, Peters‘ Vater Max Willborg – es sollte der Beginn einer langen Freundschaft werden.

Max handelte mit Tribal Art und bot mir an, in seiner Wohnung zu wohnen, die er mit einem anderen Händler, Jonathan Mankowitz, teilte. Er war gerade mit seiner Familie und seiner Frau Therese aus Rhodesien nach Stockholm zurückgekommen, damit sie ihre Kinder besser erziehen konnten.

Wir wurden enge Freunde. Ich war ein junger Händler, erst 22 Jahre alt, und Max war für mich ein großer Lehrmeister.
1985 lud er mich nach Baledehop ein, ein Ort an der Westküste der Republik Irland. Er hatte mehrere verfallene Häuser gekauft, die er nun erfolgreich restaurierte.

Nachdem Max verstorben war, lud mich Peter nach Stockholm ein, wo er eine große Galerie mit Hunderten von Teppichen hatte, die gerollt oder zu Stapeln gefaltet waren.

Teppiche dominierten Peters Leben, sein Wissen war unglaublich. Er brachte mir den Kosmos seltener Teppiche näher, von kleinen Fragmenten aus dem 16. Jahrhundert oder früher, bis zu den großen seltenen uralten Teppichen.

Peters Wesen war zurückhaltend, er war bescheiden, fast asketisch, trank gerne Tee mit Milch und liebte die leichte Kost; mit seinem Vater teilte er das Lächeln und dieselbe Gastfreundschaft.

Er zeigte mir Stockholm, und er zeigte mir seine Privatsammlung Tribal Art;  sie war klein, aber von hervorragender Qualität. Mit Objekten, die er bei Missionaren und einigen lokalen Auktionen gefunden hatte.

Zehn Jahre später wurde bei ihm Krebs diagnostiziert, und ich fühlte mich noch mehr am Boden zerstört als er. Er kämpfte mehrere Jahre lang tapfer und war sich sicher, dass er den Kampf gewinnen würde – und wir alle glaubten, dass dies der Fall sein würde. Es sollte nicht sein. Er starb viel zu jung.

Ich hatte das Glück beiden nahe zu sein, Max und Peter, zwei großartigen Menschen, zwei großen Händlern!

Ich vermisse euch beide.
Pierre Loos
2020

 

 

Nigeria, Ibibio, Sammlung Willborg

Nigeria, Ibibio

Provenienz:
Max Willborg, Stockholm, Schweden (1981)
Peter Willborg, Stockholm, Schweden (2001)

Publiziert:
Bo Särnstedt et. al., Före / Before Picasso, Afrikansk konst i svensk ägo / African Art in Swedish Collections, Stockholm 1988, Cat. No.268

D. R. Kongo, Bembe, Sammlung Peter Willborg

D. R. Kongo, Bembe

Provenienz:
Peter Willborg, Stockholm, Schweden