Eine ikonische Maske der Guro Kultur

Eine ästhetisch schöne Maske mit kulturhistorischer Bedeutung.

Guro mask

 

Text von John Warne Monroe

Als der Markt für afrikanische Kunstwerke sich in den 1910/20er Jahren entwickelte, galten Masken aus der Elfenbeinküste, als eine der am meisten geschätzten Kunstgattungen unter den französischen Kunstkennern. Ihre Anmut, Raffinesse und ihr Formenreichtum machten die Masken der Baule, der Guro und der verschiedenen Dan-Gruppen zum Inbegriff dessen, was man damals als art nègre bezeichnete. In der wegweisenden Ausstellung von 1923 “Arts Indigènes des Colonies françaises et du Congo Belge” im Pavillon de Marsan, der Abteilung für dekorative Kunst des Louvre wurde eine große Auswahl an Masken der Elfenbeinküste gezeigt, inklusive unserer Guro Maske (Lot 258). Die afrikanischen und ozeanischen Objekte in der Ausstellung – die erste französische Museumsausstellung in der diese Objekte als Kunst und nicht als Ethnografika oder Kriegstrophäen gezeigt wurden – wurden von Henri Clouzot und André Level kuratiert. Als enge Mitarbeiter des berühmten Händlers Paul Guillaume waren die beiden damals mit die bekanntesten Experten für die art nègre, und durch das Zusammenstellen der Ausstellungsstücke konnten sie Ihre weitreichenden Verbindungen zu den wichtigsten französischen Sammlern noch ausbauen.  

Die Guro Maske, die wahrscheinlich in das späte 19. Jahrhundert zu datieren ist, ist ein klassisches Beispiel für die Arbeiten die in den 1920er Jahren das Interesse der Sammler weckten.  Ihre Benutzungspatina, ihr meditativer Ausdruck, ihre klassische Zurückhaltung, die elegante, anmutige Silhouette sind alles Qualitätsmerkmale, die Clouzot und Level in ihren zahlreichen Büchern und Artikeln als typisch für die schönsten afrikanischen Objekte herausstellten. Daher ist es nicht überraschend, dass sie die Maske für die Ausstellung auswählten. Tatsächlich fand die Maske so großen Anklang, dass sie in einer zweiten wichtigen Ausstellung gezeigt wurde, einer der ersten Bestrebungen einen umfassenden Überblick über subsaharische materielle Kultur als Kunst zu präsentieren, organisiert von Henri Lavachéry und Joseph Maes im Palais des Beaux-Arts in Brüssel 1930. Diese Ausstellung brachte eine große Bandbreite an Objekten zusammen, darunter zentrale Werke des königlichen Museums Tervuren. Auch der Pariser Händler Charles Ratton, damals ganz am Anfang seiner Karriere, stellte viele Objekte aus den französischen Kolonien zur Verfügung.

Zusätzlich zu ihrer zeitlosen Schönheit ist diese Maske ein wichtiges Zeitdokument, sie verkörpert das ästhetische Ideal, das Kunstkenner inspirierte. Durch deren Wertschätzung erst entstand die westliche Betrachtungsweise, afrikanische Objekte als Kunst zu sehen.

 

Buchempfehlung:

Die neue Publikation von John Warne Monroe: Metropolitan Fetish: African Sculpture and the Imperial French Invention of Primitive Art (Cornell University Press) wird bald im Handel erscheinen.