Goldschmuck aus der Sammlung Hartmann

Höfischer Goldschmuck der Akan

Photo: Eliot Elisofon Archive, Smithsonian Institution

Wer sich mit der Kunst westafrikanischer Goldobjekte und ihrer Herstellung schon einmal beschäftigt hat, weiß um die „technischen Fähigkeiten ihrer Künstler, Objekte von höchster handwerklicher Raffinesse mit den denkbar einfachsten Mitteln herzustellen“, wie es Georg Eisner in seinem Wissenschaftsbeitrag von 2008, auf den hier weitgehend Bezug genommen wird, formuliert hat(1).

Schon den ersten europäischen Reisenden sei aufgefallen, mit welcher Meisterschaft Objekte von einer Feinheit gegossen wurden, die in ihren eigenen Herkunftsländern nicht erreichbar schien.

Auktion in Würzburg:
Samstag, 9. März 2019 ab 14 Uhr

Vorbesichtigung in Würzburg:
6. bis 8. März von 10 bis 19 Uhr
9. März von 9 bis 14 Uhr


Die Goldproduktion der Akan setzte vermutlich bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein. Goldstaub („sika futuro“) war das gängige Zahlungsmittel des Königreiches der Ashanti, bis es im Zuge der Ashanti-Kriege Ende des 19. Jahrhunderts abgeschafft wurde.

Unter den Techniken der Metallverarbeitung,

- dem Hämmern
- dem Filigran und
- dem Gießen

nimmt das Gießverfahren mit seinem komplexen Wachsausschmelzverfahren und der Wachsfadentechnik eine Sonderstellung ein. Der Erfolg dieser äußerst anspruchsvollen Technik beruht auf einer peinlich genauen Beachtung unzähliger Details, von denen jedes einzelne langwierig durch Versuch-und-Irrtum erfahren werden musste, bevor es tradiert werden konnte.

Die Goldobjekte und Schmuckornamente wurden ausschließlich von Mitgliedern der königlichen Goldschmiedezunft hergestellt. Der Legende nach sollen die Goldschmiede („sikadwinfo“) ihre Fertigkeiten von Fusu Kwabi erlernt haben, einem bedeutenden Gründungsahnen der Ashanti, der vom Himmel herabgestiegen sein soll, um seine Nachfahren in der Kunst der Goldbearbeitung zu unterweisen.
Gold diente nicht nur als Zeichen von gesellschaftlichem Status und Reichtum, sondern hatte auch spirituelle Bedeutung. Man hielt das glänzende Metall für die irdische Verkörperung der Sonne und somit für die Verkörperung der Lebenskraft („kra“) selbst.

(1) Quelle: u.a. Georg Eisner, Technische Aspekte des westafrikanischen Goldgusses, in: Das Gold der Akan, Museum Liaunig, Neuhaus, 2008

 

Dr. phil. Roland Hartmann (1922-2007), Antiquar und international anerkannte Kapazität auf dem Gebiet alter Kulturen und Schriften. Er war zudem Mitglied der Kommission des Völkerkundemuseums St. Gallen (Photo: Privatarchiv)



Die hier gezeigten Schmuck- und Kultobjekte (Pektorale, Stäbe, Anhänger und Ringe) sind den Königsstämmen der Ashanti und Baule zuordenbar und gehören zum Nachlass der Schweizer Privatsammlung Dr. phil. Roland Hartmann (1922-2007) in St. Gallen. Ihr Formenreichtum und das Wissen um die Ansprüche an Kunstfertigkeit dieser einzigartigen Tradition verleihen gerade diesen Werken die „Aura des Besonderen“, wie es Eisner treffend beschrieb. „Und in jedem Detail, das wir verstehen, wächst unsere Bewunderung für die Leistung und das Können“.