Höfische Kunst aus Benin

Aus dem Nachlass von Gerda Bassenge

Benin, Nigeria, Benin Kingdom, Bronze

Auktion in Würzburg:
Samstag, 10. März 2018 ab 14 Uhr 

Bronzener Gedenkkopf einer Königin-Mutter "uhunmwun eloo",  Königtum Benin,
19. Jahrhundert

Provenienz:
Rudolf Mosse (1843-1920), Berlin
Hans Lachmann-Mosse, Berlin / Oakland, USA
Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin, 29 May 1934, Kat.Nr.178
H. Benninghaus, Oberhausen
Galerie Bassenge, Berlin, 3 - 7 May 1966, lot 2248
Gerda Bassenge, Berlin
Familienbesitz Bassenge, Berlin

Expertise:
Thermolumineszenz Expertise No. 01 R090218, 11 Februar 2018, Ralf Kotalla, Haigerloch, (175 Jahre +/- 20-35 %)

 

Was die Renaissancekunst für Florenz, sind die königlichen Bronzen von Benin. Sie gelten als Meilensteine in der Kunstgeschichte; meisterlich gearbeitet, sublim und schön, und von sagenhafter Kunstfertigkeit.

Gerda Bassenge (1915-1995), Berliner Galeristin und engste Mitarbeiterin von Gerd Rosen, einem der ersten Tribal Art Galeristen im Nachkriegs-Deutschland, erwarb dieses Werk 1966, das bis heute in Familienbesitz blieb.

Die kommende Auktion offeriert insgesamt 15 Werke aus ihrem Nachlass.

Ein Kopf des gleichen Typuses ist abgebildet im Standardwerk Felix von Luschans über die Altertümer von Benin aus dem Jahre 1919 (Bd. III, Tafel 62 rechts). Wie 2012 von Schlothauer nachgewiesen, stammt dieser Kopf ursprünglich aus der Benin-Sammlung des Museums für Völkerkunde Berlin und wurde 1898 (von Konsul Schmidt) erworben.

Ein weiterer Kopf dieses Typuses ist abgebildet bei Duchateau (S. 52, Kat. 27), er stammt aus der Sammlung G. Haas von 1899. Der hier angebotene Gedenkkopf ist stilistisch auf Grund der weniger realistischen, mehr schematisierten Wiedergabe der Gesichtszüge und des etwas dickwandigeren Gusses ebenfalls diesem späteren Stil der Gedenkköpfe zuzuordnen.

 

Photo: ex. Felix von Luschan /  Armand Duchateau

 

Photo: Eliot Elisofon

 

Bassenge – der Name hat Tradition, in Berlin, wie auch international. Vor allem Ältere und die Sammlergeneration nach 1945 dürften sich an die Anfänge des Auktionshauses und die Galerie von Gerda Bassenge erinnern. Und an noch einen Namen, der untrennbar mit ihr verbunden ist: Gerd Rosen (1903-1961) und seine antiquarische Buchhandlung und Galerie am Kurfürstendamm.

Als einer der ersten Galeristen im Nachkriegsdeutschland versteigert er 1947 Werke afrikanischer Kunst. 

Gerda Bassenge (1915-1995)  tritt 1953 in seine Firma, und wird zu seiner engsten Mitarbeiterin. Als Rosen 1961 im Alter von nur 58 Jahren stirbt – führt sie zusammen mit den Kollegen noch bis Ende 1962 die Firma fort, und eröffnet nur kurze Zeit später, am 7. Januar 1963, ihre eigene Galerie, ebenfalls am Kurfürstendamm. Die Fokussierung auf wertvolle Bücher und Druckgrafik führt sie konsequent fort, und auch in der außereuropäischen Kunst bleibt sie der Tradition Rosens verhaftet.

Photo: Privatarchiv