Information zu Lot 252, Gedenkkopf einer Königin-Mutter, 19.Jh

Tribal Art Auktion am 10. März 2018

Benin, Nigeria, Benin Kingdom, Rudolf Mosse, Berlin, Restitution

Dieses Werk eines unbekannten Künstlers der Benin-Kultur kann − nach gütlicher Einigung mit den jüdischen Erbenvertretern − auf der kommenden Tribal Art Auktion des Kunstauktionshauses Zemanek-Münster rechtlich einwandfrei zum Verkauf angeboten werden.

Die Öffentlichkeit − allen voran gesetzgebende Institutionen sowie Kunst- und Kulturinteressierte − kommt derzeit am Thema Kulturgutschutz, Provenienz und Restitution nicht vorbei; kaum eine Gruppierung, die dieses "heiße Eisen" nicht aufgreift. Dies betrifft auch unser Kunstauktionshaus, das am 10. März 2018 das Werk eines unbekannten Künstlers der Benin-Kultur versteigern wird.

Das Kunstauktionshaus Zemanek-Münster ist sich seiner Verantwortung für den sensiblen Umgang mit dem kulturellen Erbe und der Provenienz seiner Werke bewusst – nicht nur de jure, sondern auch aus tiefster Überzeugung. Es ist wesentlicher Teil unseres Wertehandelns.

Wir haben deshalb auch bei diesem Werk die Provenienzen sorgfältig geprüft. Dabei sind wir auf ehemals jüdischen Familienbesitz gestoßen und haben uns deshalb umgehend mit der Erbenvertretung in Verbindung gesetzt. In dem sich anschließenden Restitutionsverfahren konnte eine gütliche Einigung zwischen Einlieferer und Erben herbeigeführt werden.

Leider lassen sich die Provenienzen trotz intensiver Recherchen nicht über die Zeit vor 1920 hinaus zurückverfolgen. Entsprechende Unterlagen konnten wir nicht ermitteln. Das Schicksal dieses Werks lässt sich daher nicht abschließend klären. Wir haben aber auch keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass es sich hierbei um „koloniale Beutekunst“ handelt.

Es ist hochproblematisch und unsachlich, grundsätzlich ganz pauschal bei allen Objekten der Benin Kultur den Vorwurf des Handels mit kolonialer Beutekunst zu unterbreiten. Neben geraubten Objekten gibt es viele, die damals legal gehandelt wurden.

Verweisen möchten wir an dieser Stelle auf die wissenschaftliche Publikation „Benin – Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria“, herausgegeben 2007 von Barbara Plankensteiner u.a. in Zusammenarbeit mit der National Commission for Museums and Monuments in Nigeria. Auf Seite 34f ist dort zu lesen „[…] Wieviel Bewegung vor Ort in den Handel mit Benin-Stücken gekommen war, belegt ferner ein Schreiben aus dem Jahr 1902 an [Felix Ritter] von Luschan, in dem ein gewisser Oskar Meyer diesem eine Sammlung von Benin-Werken anbietet, die er 1900 auf seinen zahlreichen Reisen nach Benin City von einem Chief namens Ekolla (Eholla) erworben habe; dem Brief lag auch ein Bild bei […].“ (1)

Dies belegt, dass bereits zu jener Zeit Objekte der Benin-Kultur verschenkt oder rechtmäßig verkauft wurden. Ein weiteres Beispiel für diesen rechtmäßigen Handel ist die Arbeit eines Benin Altars [Hand of Ezomo Ehunua (Ikegobo)] aus dem Metropolitan Museum, Accession Number: 1996.11], den Chief H.A: Ezomo of Benin, Edo, Nigeria 1994 legal verkaufte (2).

Bloße Mutmaßungen anzustellen, der Benin-Kopf unseres Hauses sei Beutekunst, wäre daher rein spekulativ und wissenschaftlich unseriös.

Rechtliche Ansprüche auf die Rückgabe des Kopfes bestehen weder nach internationalen Abkommen noch nach nationalen Bestimmungen. Die angebotene Arbeit gehört auch nicht zu dem künstlerischen identitätsstiftenden Kanon Benins im 16. Jahrhundert.

Einer Versteigerung dieses Werkes am 10. März d.J. steht somit nichts im Wege.

Eines bleibt aber festzuhalten, und entspräche ganz unserem Ansinnen: Den Menschen und ihren Kunstwerken können wir nur durch weitere Forschung gerecht werden.

 

 

(1) In der digitalen Datenbank der Staatlichen Museen zu Berlin (SMB-digital) finden Sie dieses Bild unter der Nr. VIII A 22429

(2) Link zum Benin Altar im Metropolitan Museum