Tribal Art in Europas Neuer Mitte
49° 47' 23'' N, 9° 55' 58'' O - Ihre Geodaten für außereuropäische Kunst am 7. März 2020
49° 47' 23'' N, 9° 55' 58'' O - Das sind Ihre Geodaten für außereuropäische Kunst in Europas Neuer Mitte.
Wenn Großbritannien Ende Januar den Brexit vollzieht, verschiebt sich Europas Mitte geographisch - beinahe genau - nach Würzburg. Dorthin, wo außereuropäische Kunst schon längst einen festen Platz hat. Die Tribal Art Auktion am 7. März mit internationalen Privatsammlungen, wie die von Peter Willborg, Stockholm, möchte dies erneut sichtbar machen.
Der Sonderkatalog widmet sich der 108 Lose umfassenden Tribal Art Sammlung des Anfang 2019 verstorbenen Galeristen Peter Willborg, Stockholm (geb. 1955). Weltweit hatte er sich als Experte für Alte Teppiche aus dem Orient einen Namen gemacht. Seine zweite Passion aber galt der Kunst Afrikas und Ozeaniens. "Sie macht den Kopf frei, frei von Teppichen", wie er einmal bemerkte. Beides, Tribal Art, Gemälde und seine antiken Teppiche verwob er eindrucksvoll in seinen Ausstellungen und Publikationen, und schuf so ein Gesamtwerk, das ihm international viel Anerkennung brachte.
Auktion in Würzburg:
Samstag, 7. März 2020 – 14 Uhr
Vorbesichtigung in Würzburg:
4. bis 6. März von 10 bis 19 Uhr
7. März von 9 bis 14 Uhr
Tribal Art aus der Sammlung Peter Willborg
Nigeria, Ogoni / Ibibio
Diese exceptionelle Maske 'karikpo' wurde 1988/1989 publiziert und zur großen Stockholmer Ausstellung "Före / Before Picasso, Afrikansk konst i svensk ägo / African Art in Swedish Collections" über Afrikanische Kunst in Schwedischen Sammlungen präsentiert. Sie gelangte bereits 1975 in die Sammlung von Peters Vater, Max Willborgs, renommierter Afrika-Galerist der 1960er. Von diesem seltenen Maskentypus sind nur noch zwei weitere Masken dokumentiert.
Yombe, D. R. Kongo
Über diese kleine Zauberfigur notiert Peter Willborg: Es ist "die vielleicht beste Figur meiner Sammlung". In der Physiognomie kulminiert ihre ganze künstlerische Qualität: zart-verletzlich und doch von einem mächtigen Geist bewohnt, gelingt es dem Meister dieser Figur das scheinbar Widersprüchliche auf eindrucksvolle Weise zu vereinen.
Peter Willborg kaufte sie 1991 von der Witwe Carl Niklas Börrisson's Sohn. Börrisson war von 1894 bis 1907/08 als Missionar der Schwedischen Evangelischen Mission ("Evangeliska Fosterlands-Stiftelsen") im Kongo, in der Gegend von Kinkenge im Land der Bwende tätig. Viele seiner gesammelten Werke können noch heute im Ethnographischen Museum in Stockholm besichtigt werden. Nach seiner Rückkehr nach Schweden erstellte Börrisson einen umfassenden Katalog, der 1925 schließlich erschien. Bemerkenswert: Börrisson verfasste den Katalog in Schwedisch und in der Bantusprache Kikongo. Alle darin genannten Stücke werden nach ihren lokalen Namen bezeichnet, und meist auch mit ihrer Funktion beschrieben.
Mende, Sierra Leone
Als ein Werk des Sande-Schnitzers "Sogande von Fuinda", der 1930 bis 1950 oder früher im Kenema Distrikt tätig war und um 1968 verstarb, vermutet Frederic John Lamp diese prachtvoll gearbeitet Helmmaske ("By their fruits you will know them, Sande mask carvers identified. In: Jan-Lodewijk Grootaers & A. Bortolot, Visions from the Forest, Seattle, London 2014, p. 56-81). Über Peter Willborg reicht ihre Provenienzhistorie bis in das Jahr 1937 zurück.
Afrika und Ozeanien aus der Sammlung Walter Stanley Schwab
Bambona, D. R. Kongo, Provinz Unterkongo / Nördliches Angola
Diese Grabskulptur ist das idealisierte Porträt einer hoch angesehenen Persönlichkeit, und zugleich Sitz der Totengeister, die Schutzkraft bieten. Die Denkerpose symbolisiert die Weisheit des klugen Herrschers, der kluges Denken und Abwägen jedem Handeln voranstellt. Dokumentiert ist der "Pensieroso" bereits 1970, zunächst bei Gottfried Künzi und Arnold Bamert, Solothurn. Walter Stanley Schwab (1934-2017) erwarb sie in seinen späteren Sammlerjahren, lange nach seiner Rückkehr von Afrika in die Schweiz.
Präkolumbische Kunst aus der Sammlung Anna Maria Posset
Veracruz-Kultur, Golfküste Mexiko
Ob Künstler der Moderne, wie Paul Gauguin, oder zeitgenössische, wie Keith Haring, ob Sammler, wie Helena Rubinstein oder Anton Roeckl, noch heute würdigen Kunstsinnige und Kenner weltweit die Werke dieser komplexen und bis heute geheimnisvollen Hochkulturen.
Rund 25 Werke aus der deutschen Privatsammlung Anna Maria Posset (1922-2018) präsentieren wir in der wieder aufgenommenen Sparte "Präkolumbische Kunst", darunter diese nur 16 cm messende "Hacha". Posset erwarb sie zwischen 1975 und 1985 in der Münchner Galerie Gerdes in der Ainmillerstraße.