Königlicher Karyatidenhocker "lupona", vor 1909
By descent in the family, seller 2008
Anton Mentrup, Mainz-Kastel, Germany
Beschreibung
Holz, schwarze Glanzpatina, Pflanzenfaser (Tatauierungen), rest.
Dieser Hocker besticht durch die künstlerisch äußerst ausdrucksstark konzipierte weibliche Karyatidenfigur.
Karyatidenhocker “lupona” sind Symbole königlicher Macht und gelten als wichtigste Amtsinsignie eines Regenten.
Sie waren ein wichtiges Utensil bei der Amtseinführung eines neuen Herrschers. Dazu wurde der Hocker auf einem Leopardenfell platziert. In dem Moment, in dem der neue Herrscher sich auf den “lupona” setzte und seine Füße auf das Fell stellte, wurde seine Herrschaft wirksam und er wurde zum Regieren ermächtigt. In diesem Moment sprach er sein Publikum zum ersten Mal als “mulopwe” oder “König des heiligen Blutes” an und der “lupona” wurde zu einem sichtbaren Symbol seiner Herrschaft und seines Reiches.
Nach der Inthronisation galten die “lupona” als “Sitze der Macht” oder Behälter, in denen die Geister und Erinnerungen der derzeitigen und verstorbenen Könige und Häuptlinge aufbewahrt wurden. Sie sollen auch als Gedächtnisstützen für die Historie der Klans, ihre Wanderungen und die Territorien der Luba-Königreiche gedient haben.
Während der Regierungszeit eines Königs oder Häuptlings wurde sein Hocker nur sehr selten öffentlich gezeigt, höchstens bei Begräbnissen, der Amtseinführung anderer Häuptlinge oder beim Besuch eines hohen Würdenträgers bei Hofe. Die rituelle Bedeutsamkeit der Hocker war so groß und ihre Macht so umfassend, dass sie in ein weißes Tuch gehülllt, an einem geheimen Ort außerhalb der Stadt aufbewahrt und eigens bewacht wurden.
Leutnant Albert Linke trat im Mai 1902 der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika bei. Er wurde bei der 6. Kompanie in Bismarckburg am Tanganjikasee stationiert, wo er zeitweise als Leiter des Militärbezirks tätig war. 1907 wurde er zum Oberleutnant befördert. 1909 schied er aus der Schutztruppe aus und kehrte nach Deutschland zurück, wo er weiterhin im Militärdienst verblieb.
Albert Linkes Aufenthalt in Deutsch-Ostafrika ist in einer ganzen Reihe alter SW-Photographien dokumentiert. Eine besonders interessante Aufnahme zeigt die Neue Station in Bismarckburg. Zu sehen ist eine Art provisorische Schreibstube mit Tisch, Klappstuhl und Regal. In unmittelbarer Nähe steht vorliegender Hocker, anscheinend wie eine Art Beistell-Tischchen genutzt, neben einem Liegestuhl auf dem Boden. Auch ein Schild und eine weitere Figur verschönern den Raum und bezeugen das Interesse und Gefallen Linkes an afrikanischer Kunst.