Übermodellierter Ahnenschädel
German Private Collection, Hamburg
Beschreibung
menschlicher Schädel, Modelliermasse “yiba” (roter Lehm, Tigasso-Öl, Baumsaft, Kalk), Echthaar, Kaurischnecken, min. Reste von Abrus-Samen am Haaransatz, Reste von kurvilinearer Bemalung, altes Etikett, bedruckt: “Curiositäten Umlauff, Inh.: Gustav Umlauff, Hamburg 3, Johannisbollwerk 10” - handschriftl. Vermerk: “No 2 Übermodellierter Schädel - Unterer Sepik”, die Rückseite beschriftet: “Slg. Seli. (oder Sch.) - I.” und genummert “4/253”
Die entlang des Sepik-Flusses in Papua-Neuguinea lebenden Ethnien praktizierten eine einzigartige Form von Schädelkult.
Durch Übermodellieren und spätere Bemalung des Ahnenschädels, sollte der Geist und die Lebenskraft des Verstorbenen in den Kopf zurückfinden und den Nachkommen auch künftig hilfreich zur Seite stehen.
Die nachmodellierten Schädel der Iatmul gehören zu den schönsten ihrer Art und die Gesichtszüge sind im allgemeinen so gut wiedergegeben, dass man den Verstorbenen auf der Stelle wiedererkennt. Individualität ist für die Iatmul ein zentrales Moment der Ahnenverehrung. Sogar die Gesichtsbemalung, die der Verstorbene zu Lebzeiten bei Zeremonien und Festlichkeiten getragen hatte, wurde wiedergegeben.
Die übermodellierten Schädel wurden auf besonderen Schädelgestellen im Männerhaus - zu dem Frauen und Kinder keinen Zutritt haben - aufgestellt. Nur bei den Totenfesten wurden sie üppig geschmückt und öffentlich umhergetragen.
Nicht nur die Schädel von Familien- und Gründungsahnen, sogar die Schädel von Feinden wurden in dieser Weise behandelt. Sie dienten als Trophäe, als Beleg für Kriegskunst und Tapferkeit ihrer Besitzer.