Lot: 20

Weibliche Figur "malagan"

Papua-Neuguinea - Bismarck Archipel - Neu Irland - Simberi (Tabar Inseln)

Provenienz Größe Zuschlag
Carl Haug, Friedrich-Wilhelms-Hafen (Madang), Papua New Guinea
Linden-Museum, Stuttgart, Germany (1909)
Arthur Speyer, Berlin, Germany (1965)
Ludwig Bretschneider, Munich, Germany
Munich Private Collection

The figure was collected by Carl Haug, who worked in German New Guinea as captain on the North German Lloyd steamer "Siar", which was launched in 1902. He sailed the "Siar" in rotation with Captain Hermann Voogdt and Alfred Knoth, both of whom were also enthusiastic collectors of ethnographic artefacts.
H: 93 cm verkauft

Holz, Kalk, roter Ocker, schwarzes Pigment, Muscheleinlage, Fasern (Gespinst), handschriftl. aufgebrachte Inventarnr. des Linden-Museums "62884" - "L.923 b / 206" - "Haug", an zweiter Stelle "62.884", in Graphit beschriftet "a...lá" (unleserl.), rest., Sockel

Laut freundlicher Auskunft Ulrich Menters, dem Kurator der Ozeanien-Sammlung des Linden-Museums, lauten die Angaben aus dem Inventarbuch des Museums wie folgt: "Neu-Mecklenburg-O., Fischer Insel (Simberi)". "62884" (Inventarnr.). "L.923 b / 206" (Nr. der Erwerbsliste). Laut Inventarbuch übergab "Carl Haug, Friedrich-Wilhelms-Hafen", die Figur dem Museum 1909 als Geschenk. Die am Objekt unleserliche Beschriftung lautet laut Inventarbucheintrag: "a ula, Kap Kap ven abi Kauf Kauf - ta vater Kauf Kauf - ". Die Figur wurde laut Eintrag 1965 im Tausch an Arthur Speyer abgegeben.

Vorliegende Figur ist besonders aufwändig gestaltet und bemalt. Sie ist von einer durchbrochen gearbeiteten filigranen Hülle aus Tierdarstellungen, Verstrebungen und federartigem Zierwerk umgeben. Die Figur hält mit beiden Händen einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen. Ihre Brüste haben die Form von Vogelköpfen. Sie wird flankiert und hinterfangen von fliegenden Fischen, die sie mit ihren ausgebreiteten Flossen umfassen.

Vögel und Fische sind ein häufig auftretendes Motiv bei Malagan-Schnitzereien, ihre Bedeutung allerdings ist ungewiss. Man nimmt an, dass sie übernatürliche Wesen darstellen, die mit bestimmten Clans verbunden sind.

Malagan-Schnitzereien aus Neu Irland, der nordöstlichsten Provinz von Papua-Neuguinea, gehören zu den kunstvollsten Skulpturen Ozeaniens.

Der Begriff Malagan bezieht sich auf eine komplexe Reihe von Zeremonien und die damit verbundenen visuellen Kunstformen.

"Malagan"-Riten markieren fast alle wichtigen Lebensabschnitte der Bewohner Neu Irlands. Ihr ganzes Leben lang versuchen sie Rechte auf "malagan"- Abbilder und die damit verbundene Abhaltung von Riten zu erwerben. Besonders Männer treten in eine Art Wettstreit, um eine größtmögliche Anzahl an "malagan"- Abbildern zu erwerben, ein Besitz, der ihnen Ansehen und Status einbringt.

Die spektakulärsten "malagan"- Schnitzereien werden während der letzten Gedenkzeremonie zu Ehren eines Verstorbenen angefertigt und ausgestellt. Diese findet aufgrund der hohen Kosten und umfangreichen Vorbereitungen oft erst Monate oder Jahre nach dem Tod einer Person statt. Ziel der Zeremonie ist es, "den Tod zu vollenden". Das geschieht, indem der Verstorbene und seine zu Lebzeiten erworbenen Verdienste noch einmal in Erinnerung gerufen und gewürdigt werden - und er anschließend dem Vergessen anheimgegeben wird. Dazu ist es notwendig, dass alle rechtlichen und persönlichen Angelegenheiten geregelt, dass sein Landbesitz übertragen und die Nachfolge seiner Position, die er innerhalb des Clans und der Gemeinschaft innehatte, geregelt sind. Auf einer mehr esoterischen Ebene beinhaltet der Prozess die Zurückgewinnung seiner Lebenskraft, die während der Festlichkeiten den "malagan"- Objekten innewohnt und am Ende der Zeremonie reaktiviert und auf die Teilnehmer übertragen wird.

Das Fest beinhaltet: die Errichtung eines "malagan"- Hauses als Präsentationsfläche für die hergestellten "malagan"- Objekte, den Auftritt maskierter Tänzer, den Austausch größerer Mengen von Muschelgeld, ein üppiges Mahl mit Taro, Schweinefleisch und Bananen, das Schlachten einer Vielzahl von Schweinen, die vor dem "malagan"- Haus in Reihen auf dem Boden ausgelegt werden, während angesehene Älteste Reden halten und den rituellen Austausch leiten, der die Zeremonie abschließt.

Nach Beendigung des Festes, nachdem die "malagan"-Schnitzereien ihren Zweck erfüllt haben, werden sie entweder zerstört, dem natürlichen Zerfall anheim gegeben oder an Außenstehende verkauft. Diese endgültige Verabschiedung markiert den "Abschluss" der Toten, wenn alle Trauerarbeit und die üblichen Verpflichtungen erledigt sind. Die Toten werden ins "biksolwara" - in die Tiefe des Meeres geschickt, wo alles herkommt und wohin alles schließlich zurückkehrt.