Lot: 37

Weiblicher Karyatidenhocker "kipona" ("kihona", "kikona", "lupona")

D. R. Kongo, Luba

Provenienz Größe Zuschlag
Leutnant Francis Richard von Parish (1870-1903), Falkenstein im Taunus
Linden-Museum, Stuttgart, Germany
Ludwig Bretschneider, Munich, Germany (1971)
Munich Private Collection

Francis Richard Parish, lieutenant in the Württemberg Queen Olga Dragoon Regiment, was transferred to the Schutztruppe for German East Africa at his request in the summer of 1901 and arrived in Dar-es-Salam in September of that year. He left the capital of the colony in December 1901 and travelled through its entire territory from east to west in order to take command of the Ishangani station on Lake Kivu after a march of around three months. Parish could not cope with the climatic conditions and fell seriously ill. He returned to Europe at the beginning of July 1903 and died just three weeks later.
H: 44,7 cm verkauft

Holz, Pigmente, altes Sammlungsetikett, beschriftet: "1.C.32736. Central Afrika. Congo. Manjema. Holz-Figur. Gesch. Leutnant v. Parish", auf der Rückseite: "Orig. N:113."; handschriftl. aufgebrachte Nummer an zwei Stellen: "32736" und "...3273..."

Der Karyatidenhocker ist das charakteristische Emblem der Luba-Herrschaft und diente als Wohnstätte für den Geist des Königs.

Die weibliche Ahnin, die den Stuhl - mühelos und damit metaporisch - trägt, symbolisiert die matrilineare Abstammung, durch die die Monarchie weitergegeben und legitimiert wird. Es war wichtig, dass die Insignien eines männlichen Herrschers an das Weibliche erinnerten, denn die Macht wurde sowohl als männlich als auch als weiblich angesehen. Damit die Autorität des "mulopwe" ihre Wirkung entfalten konnte, war es unerlässlich, dass beide Dimensionen dieser Beziehung zu jeder Zeit präsent waren.

Diese Hocker wurden nur sehr selten benutzt; sie wurden in der Regel in ein weißes Tuch gehüllt, in einer besonderen Hütte aufbewahrt und manchmal versteckt. Sie wurden meist bei Riten zur Amtseinführung von Luba-Häuptlingen oder des Königs selbst verwendet. Dazu wurde der Hocker auf einem Leopardenfell platziert. In dem Moment, in dem der neue Herrscher sich auf den Hocker setzte und seine Füße auf das Fell stellte, wurde seine Herrschaft wirksam und er wurde zum Regieren ermächtigt. In diesem Moment sprach er sein Publikum zum ersten Mal als "mulopwe" oder "König des heiligen Blutes" an und der Karyatidenhocker wurde zu einem sichtbaren Symbol seiner Herrschaft und seines Reiches.


E. Nigmann, Geschichte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, 1911 Zwei Reisen durch Ruanda 1902-1903, Aus Tagebüchern, Briefen und hinterlassenen Papieren des Oberleutnants F. R. von Parish, zusammengestellt von Oscar Freiherr Parish von Se